persönlicher Kommentar / Leserbrief
Vorrang für Klimaschutz!
Wir haben noch eine Chance und die sollten wir zum Wohl aller Menschen nutzen!
Kreisvorsitzender ÖDP Schweinfurt Foto: Daniela Kalb
Die goldenen Jahre der Klimabewegung scheinen vorbei. Großartige, Massen mobilisierende Demonstrationen, die entscheidend auch von der Jugend („Fridays for future“) geprägt waren mit nahezu permanenter medialer Präsenz prominenter Klimaschützer gehören scheinbar der Vergangenheit an. Die Gefahren des Klimawandels rücken in den medialen Schlagzeilen nach hinten. Irgendwie sind die Menschen schon für mehr Klimaschutz; Anderes erscheint ihnen derzeit jedoch wichtiger. Viele reagieren regelrecht genervt auf das Thema Klimawandel. Die sogenannten Klimakleber, deren Methoden aus meiner Sicht zwar inakzeptabel und vor allem nicht hilfreich waren, deren Verzweiflung jedoch nachvollziehbar und berechtigt ist, wurden gar kriminalisiert. Unter dem massiven, den Klimaschutz diskreditierenden Einfluss der fossilen Lobby zeigen sich auch in der Politik zunehmend reaktionäre Tendenzen hin zu einer Renaissance der fossilen Energien. Den aktuellen Gipfel bildet die kürzliche Rede des US-Präsidenten vor den Vereinten Nationen. „Wir schaffen die fälschlicherweise erneuerbar genannten Energien ab… sie sind ein Witz“, so die Quintessenz seiner mit nachweisbaren Falschbehauptungen gespickten Rede1.
Im krassen Gegensatz hierzu stehen die aktuellen, äußerst besorgniserregenden Erkenntnisse der Wissenschaft. Der „Klima Aufruf 2025“2 der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft verweist darauf, dass schon um 2050 die 3-Grad-Grenze (!) überschritten werden könnte. Die Wissenschaftler des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung kommen in ihrem aktuellen „Planetary Health Check 2025“3 zu dem erschreckenden Ergebnis, dass 7 von 9 planetaren Grenzen bereits überschritten sind. Einig ist man sich darüber, dass die Folgen des Klimawandels rascher eintreten, als noch vor wenigen Jahren erwartet worden war.
Erfreulicherweise sehen die Wissenschaftler jedoch noch die Möglichkeit zur wirksamen Korrektur: „Nevertheless, Earth`s current health…keeps the window open for returning to a safe operating space. However, this window is closing fast.“3
Es ist also höchste Zeit zu konsequentem Handeln!
Die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch die Klimakatastrophe ist real; auch die Klimawandelleugner und – bagatellisierer wissen, dass sie lügen, und sie tun es aus eigennützigen und profanen Beweggründen.
Effektiver Klimaschutz ist eine Herausforderung für die ganze Welt, aber auch für jeden Einzelnen. „Global denken, lokal handeln“ muss das Motto lauten.
Zwingend notwendig ist die konsequente globale Kooperation anstelle der gegenwärtig praktizierten permanenten Konfrontation und Konkurrenz. Die „Earth for all“- Initiative4 zeigt umsetzbare und überzeugende globale Konzepte und weist nach, dass ein „weiter wie bisher“ unweigerlich verheerende Konsequenzen hat.
Deshalb muss man auch das scheinbar unantastbare Dogma von der „Notwendigkeit permanenten Wachstums“ kritisch hinterfragen; denn schließlich ist permanentes Wirtschaftswachstum eine der wesentlichen Ursachen für die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen. Die ÖDP vertritt seit jeher das Konzept einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft ohne Wachstumszwang und ist überzeugt davon, dass dies nach dem Motto „weniger ist mehr“ die Lebensqualität aller Menschen steigern wird, auch indem sie vom Zwang zum Hyperkonsumismus befreit. Eine vor wenigen Tagen publizierte wissenschaftliche Studie bestätigt diese Sichtweise5.
Entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung adäquater Klimaschutzmaßnahmen ist die breite Akzeptanz der diesbezüglichen Notwendigkeit in der Gesellschaft. Zusätzlich muss die Politik dafür sorgen, dass bei der Bevölkerung kein Gefühl der Ungerechtigkeit und der Überforderung entsteht. Soziale Härten müssen vermieden werden. Rigorose Verbote sind ebenso wenig zielführend. Nicht jeder kann sofort alle wünschenswerten Maßnahmen umsetzen. Aber gemeinsam in die richtige Richtung gehen, das sollte möglich sein. Wichtig ist die positive Motivation, auch durch direkte Beteiligung der Bürger, die merken müssen, dass ihr Einsatz für den Klimaschutz sich auch für Sie ganz persönlich lohnt.
Ein entscheidender weiterer Effekt einer solchen Politik ist eine Verringerung der sozialen Spreizung in allen Gesellschaften und eine Reduktion der aktuell beträchtlichen Gefährdung durch populistische und rechtsextreme Kräfte national und international.
Den Menschen muss bewusstwerden, dass eine radikal neoliberale Marktwirtschaft wenige Überreiche produziert, von denen einige ihren gigantischen Einfluss dann für einen Umbau des Staatswesens weg von einer Demokratie und hin zu einer autoritären, ja faschistischen Struktur nutzen. Beispielhaft kann man dies gegenwärtig in den USA beobachten!
Zusammenfassend müssen wir uns bewusst machen: Wir haben noch eine Chance und die sollten wir zum Wohl aller Menschen nutzen! Deshalb Vorrang für Klimaschutz!
Quellennachweis:
- Trump D. – Rede vor der UN-Vollversammlung am 23.09.2025
- https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/publikationen/stellungnahmen-der-dpg/klima-energie/klimaaufruf/stellungnahme
- Planetary Boundaries Science (PBScience). 2025. Planetary Health Check 2025. Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK), Potsdam, Germany.
- https://earth4all.life/
- Fanning, A.L., Raworth, K. Doughnut of social and planetary boundaries monitors a world out of balance. Nature 646, 47–56 (2025).
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